Vor zwei Jahren war es für mich die schlimmste Vorstellung, gehörlos zu sein. Ich hatte riesen Angst davor und das hatte einen einfachen Grund: Als Musikant hing ich einfach sehr an das wenige Gehör, dass ich noch hatte. Auf links war ich taub, auf rechts mittelgradig-Schwerhörig – und trotzdem war mir dieses „eine-halbe-Ohr“ heilig. Es hat mir ein Leben in der Musik ermöglicht und viele schöne und unvergessliche Erinnerungen geschenkt. Es war 28 Jahre lang mein Wegbegleiter und hat einigermaßen funktioniert und mich durch Ausbildung und Beruf gebracht. Daher weiß ich, dass ich Glück im Unglück hatte.
Meine Meinung zum Thema Gehörlosigkeit hat sich aber in den letzten beiden Jahren auch rapide verändert. Denn trotz der Unannehmlichkeiten, welche die Taubheit so mit sich bringt, habe ich heute mit dem CI einen großen Vorteil: Ich kann mir aussuchen, nichts zu hören! Ja, das ist kein Tippfehler und du hast richtig gelesen! Ich bin in einigen Situationen wirklich froh, gehörlos zu sein. Denn wer kann schon nach einem anstrengenden Tag „das Ohr abnehmen“ und auf der Couch chillen? Wer kann schon im überfüllten Zug das Gehör ausschalten und die Stille genießen? Oder aus aktuellen Anlass: Wer kann zu Sylvester schon im Freien lautlos das Feuerwerk bewundern? Und Hand aufs Herz: Wer wünscht sich nicht manchmal insgeheim, die Nörgelei vom Partner einfach abstellen zu können?
Ja, ich kann das!